Text: Franziska Kuhn, reformierte Pfarrerin, Kleinbasel, Basel (CH), Kurzpredigt
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1. Korinther 16 Vers 14: «Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe»
Kennt Ihr Obelix? Diese Comicfigur, die als Kind in den Zaubertrank fiel und deshalb Superkräfte hat. Ich stelle mir grad vor, wie anders die Welt wäre, wenn wir, die Menschen, in einen Zaubertrank der Liebe fielen- und die liebenden Superkräfte erhielten. Wenn wir nicht anders könnten als lieben, lieben, lieben, Liebend kochen, liebend uns im Spiegel zunicken, liebend auch den anderen Menschen, denen wir begegnen, zunicken… Und wir deshalb auch jederzeit wüssten, was, wann weshalb…liebende Reaktion, Aktion, Rede, Schweigen, Handeln, Unterlassung… wäre.
Ja, hier taucht es bereits auf, dieses Widerständische und Herausfordernde, das diesem so kurzen, unschuldig anmutenden Satz der Jahreslosung 2024 innewohnt. Das war schon Paulus klar, als er diesen Satz an die Gemeinde in Korinth schrieb, in der unterschiedlichste Themen, Meinungen, Missstände gärten.
Wohl gerade deshalb, weil er um Wichtigkeit UND Schwierigkeit wusste, verfasste er eine ausgeprägte Liebestheologie, deren Glanzstück das Hohelied der Liebe ist; allenfalls ist euch dieses auch schon unter die Augen, in die Ohren gekommen oder in Ihr Herz gefallen…
"Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie sucht nicht, dass Ihre, sie rechnet das Böse nicht zu…Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. ..." (1. Korinther 13,1-13).
***Geschehen lassen***
Lasst uns aber nochmals zum Jahreslosungs-Text zurückgehen: Streng genommen steht im griechischen Urtext nicht alles, was ihr tut- sondern „alles bei euch geschehe in Liebe. Oder Alles Eure geschehe in Liebe, ereigne sich in Liebe, finde in Liebe statt, werde in Liebe. Das Verb, das da verwendet wird, ist verwandt mit dem Wort Genesis: Geburt, Ursprung, Entstehung. So könnten wir sagen: jedes Mal, wenn etwas in Liebe geschieht, geschieht etwas Ursprüngliches, entsteht etwas.
Die beiden Varianten der Jahreslosung zeigen uns, dass es - einmal mehr- darum geht, die gute Balance zu finden zwischen Aufgabe und Gabe, zwischen Tun und Geschehen lassen, zwischen (menschlicher) Anstrengung und (Gott) vertrauendem Loslassen.
Und selbst wenn wir mal scheitern, die Alternative, es nicht zu wagen, nicht zu lieben, ist auf alle Fälle schlechter…
***Liebes-Gen in uns angelegt***
Nun ist klar: Die Jahreslosung wäre komplett daneben, wenn es uns Menschen unmöglich wäre, zu lieben. Aber es scheint, dass das «Liebes-Gen» in uns angelegt ist-wir also befähigt sind, zu lieben. Natürlich kann diese Anlage durch bittere Erblasten und schwere Schicksalsschläge verschüttet oder zerstört sein. Aber wer hat schon je einen Menschen getroffen, dem Liebe auf Dauer nicht guttäte? Wer blühte nicht auf unter der Sonne wirklicher Bejahung?
***Schluss-Gedanke***
Wie wäre es also, wenn wir aus unseren Leben einen Liebesbrief machen würden,
der auch die Ungeliebten einschließt in die Hoffnung auf Trost und die Gnade des Lichts.
Oder anders gesagt:
Ob ich geliebt habe oder nicht, fällt ins Gewicht
Amen
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