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«Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» (10)

Autorenbild: Roland BrunnenkantRoland Brunnenkant

1. Korinther 16, 14 (Einheitsübersetzung)


Text von Gaby Inglese, Thomaskirche Basel (CH), Mutter, Ehefrau, Mitarbeiterin im Team der Buchhandlung ARCHE


Das erste Mal hörte ich die Jahreslosung 2024 vor etwa einem Jahr. Ich arbeite in einer christlichen Buchhandlung, und dort sind wir ziemlich die Ersten, die damit in Berührung kommen, da wir etliche Artikel verkaufen, auf denen die Jahreslosung aufgedruckt ist. Meine Kollegin meinte dazu ironisch: «Wenn sich nur alle Christen an diese Weisung halten würden…».

Ehrlich gesagt, konnte ich mit dem diesjährigen Text bis vor Kurzem nicht viel anfangen. Ich hätte mich als freundliche, liebenswürdige Person bezeichnet, die eine Erinnerung daran, alles aus Liebe zu tun, nicht unbedingt nötig hat. Ich würde mich auch als geduldige, liebevolle Mutter bezeichnen, aber wenn meine Grenze erreicht ist, dann «raste ich aus», wie mein Sohn das nennt. Dann wird meine Stimme lauter und energischer als nötig und von Liebe, die man fühlen kann, bleibt dann nicht mehr viel übrig.

Als ich vor ein paar Wochen in einem Gottesdienst saß, sprach die Predigerin genau über dieses Thema:

«Gott ist ein Gott der Liebe, weil Gott Liebe IST. Es ist keine menschliche Liebe. Wir Menschen verwechseln das manchmal. Wir Menschen lieben, wenn jemand nett zu uns ist. Aber Gottes Liebe ist bedingungslos. … Ohne diese Liebe können wir das Gebot, das Jesus uns gegeben hat, nicht erfüllen: Joh. 13, 34 «Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.» Das ist eine Anordnung, nicht eine Option. Wir versuchen aus eigener Kraft andere zu lieben. Wir nehmen uns vor: ich bin jetzt freundlich. Aber dann kommt eine Situation und es macht «wusch» und wir sind auf hundertachtzig …

1. Joh. 4,9 «Gottes Liebe zu uns ist für alle sichtbar geworden, als er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn leben können. 10 Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns seine Liebe geschenkt. Er gab uns seinen Sohn, der alle Schuld auf sich nahm, um uns von unserer Schuld freizusprechen. 15 Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 16 Das haben wir erkannt, und wir vertrauen fest auf Gottes Liebe. Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.»

Gott liebt JEDEN Menschen. Mit dieser Liebe können wir so lieben, wie Gott uns liebt.» (stark gekürzter Auszug aus der Predigt von Yvonne Gaam, Christ in us Church)

Auf dem Nachhauseweg von diesem Gottesdienst hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und ich stellte mir die Frage: kann es sein, dass alles, was ich tue, selbstsüchtig ist und davon motiviert, gesehen, beachtet und gelobt zu werden? Dass ich im Grunde kein so liebenswürdiges Wesen bin, wie ich mich selbst und andere glauben lassen möchte? Dass ich nur auf meinen eigenen Vorteil aus bin? Kann es sein, dass ich im Unterwegssein als Christ diese Anordnung von Gott, andere zu lieben, vergessen habe und mich stattdessen nur noch um mich selbst gedreht habe? Und wenn ja, welche Konsequenz ziehe ich daraus?

Es nützt niemandem etwas, wenn ich mich wegen meinem fehlerhaften Verhalten schäme und versuche, mich deswegen zu verstecken oder mich selbst anklage. Das findet vielleicht der Teufel lustig, weil er mich dann in dieser selbstanklagenden Haltung festhalten kann, aber Gott möchte das nicht. Er sagt: «Kehr deinem alten Leben den Rücken, und komm zum Herrn! Er wird sich über dich erbarmen. Unser Gott vergibt uns, was auch immer wir getan haben.»Jesaja 56, 7

Was auch immer ich falsch gemacht habe, ich darf damit zu Gott kommen, es ihm

«beichten» und er vergibt mir. Ich darf ihm sagen, dass es mir leidtut, und er vergibt mir. So einfach ist das. Das nennt sich Gnade.

Ich werde es selbst nie schaffen, so zu leben wie es Gott gefällt und andere so zu lieben, wie Gott mich liebt. Ich werde es nicht schaffen, alles aus Liebe zu tun. Das kann ich nur, weil Jesus vor Gott für mich eintritt: «Er tritt für uns ein, daher dürfen wir mit Zuversicht und ohne Angst zu Gott kommen. Er wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen.» Hebräer 4, 16

Das wünsche ich mir und dir, dass wir immer wieder zu Gott kommen und sagen: «Ich schaffe es nicht, alles aus Liebe zu tun, bitte hilf mir dabei.» Und Gott wird uns helfen, «denn der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht.» Klagelieder 3, 25

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