1 Samuel 30
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Bei meinen Recherchen zum 6. Teil der Davidreihe bin ich unter anderem auf diese Predigt von Martin Pöhler aus der Chrischona Gemeinde in Altheim gestoßen.
Zuflucht bei Gott (1. Samuel 30)
Was macht man, wenn man in einer Zwickmühle sitzt? Wenn es keinen Weg zu geben scheint, wie man ohne Schaden aus einer Sache rauskommt? Was, wenn die ganze Sache sogar so kompliziert wird, dass die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen? David, der Held unserer aktuellen Reihe steckt zur Zeit in solch einer Situation: Seit er vor Saul und seinem eigenen Volk fliehen musste, versteckt er sich in der Negev-Wüste im Süden Israels. Dort im Negev, an den Grenzen von Sauls Reich, leben die Philister. Sie sind Feinde Israels. Doch mit Achisch, einem ihrer Anführer, hat David sich angefreundet. In dessen Gebiet, in Ziklag, darf er mit seinen Männern leben. Um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und Achisch zu gefallen, überfällt David nun schon länger die Stämme im Umland. Da sein Herz jedoch noch immer für Israel und dessen Verbündete schlägt, greift er immer Stämme ganz im Süden, in Richtung Ägypten an und behauptet Achisch gegenüber, er hätte Juda und seine Verbündeten angegriffen. Das geht solange gut, bis die Philister sich zusammentun, um Israel anzugreifen. Achisch hatte David inzwischen zu seinem Leibwächter gemacht und will ihn auf den Feldzug mitnehmen. – Was soll David jetzt tun? Schlussendlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich der „Einladung“ zu beugen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Doch die anderen Philister-Anführer sind nicht so glücklich damit, David in ihren Reihen zu wissen. Wir lesen in 1. Samuel 29,4-5: Aber die Obersten der Philister wurden zornig auf ihn [Achisch] und sprachen zu ihm: Schick den Mann zurück! Er soll an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast, damit er nicht mit uns hinziehe zum Kampf und unser Widersacher werde im Kampf. Denn womit könnte er seinem Herrn einen größeren Gefallen tun als mit den Köpfen unserer Männer? Ist das denn nicht derselbe David, von dem sie sangen im Reigen: Saul hat tausend geschlagen, David aber zehntausend? Zu Recht sind die Philister misstrauisch. Denn schließlich ist David ja der neue gesalbte König Israels – er wird ja kaum freiwillig Hand an sein eigenes Volk anlegen! Und so schenkt Gott ihm einen Ausweg, nicht mitkämpfen zu müssen. Achisch schickt ihn nach Ziklag zurück. Wieder einmal sind es andere, die David davor bewahren, Dinge zu tun, die seinem zukünftigen Amt als König Israels zuwiderhandeln würden. Vor allem lesen wir später in Kapitel 31, dass Saul und seine Söhne in diesem Kampf gegen die angreifenden Philister umkommen. Vielleicht hätte David sonst doch noch Hand an den von Gott gesalbten König legen müssen. Zumindest wäre es nicht gut angekommen, wenn er in diesem Kampf, wo Saul stirbt, auf der Seite der Philister gestanden hätte. Doch so hat er mit der ganzen Geschichte nichts zu tun. Doch zurück in Ziklag geht es für David erst richtig los. 1. Sam. 30,1-4: Als nun David mit seinen Männern am dritten Tage nach Ziklag kam, waren die Amalekiter eingefallen ins Südland und in Ziklag und hatten Ziklag eingenommen und mit Feuer verbrannt und hatten die Frauen und alles, was in der Stadt war, Klein und Groß, gefangen genommen. Sie hatten aber niemand getötet, sondern sie weggeführt und waren abgezogen. Als nun David mit seinen Männern zur Stadt kam und sah, dass sie mit Feuer verbrannt war und ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen waren, erhoben David und die Leute, die bei ihm waren, 26.02.2017 | Chrischona Altheim/Alb | 1. Samuel 30 | S. 1/4 ihre Stimme und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten. … Hier sind wir an einem Schlüsselmoment der gesamten Geschichte: David und seine Männer hatten nichts bei einem Feldzug gegen ihr eigenes Volk zu suchen! Ihre Verantwortung wäre bei ihren Familien in Ziklag gewesen. Doch um seine Loyalität zu beweisen, war David mit den Philistern aufgebrochen. Er hatte nicht einmal einen Teil seiner Männer zum Schutz zurückgelassen. Doch während er hier in der falschen Richtung unterwegs ist, waren die Amelekiter von der anderen Seite her gekommen, hatten Ziklag zerstört und alles mitgenommen, auch die Frauen und Kinder. Wir sehen hier, dass unsere Entscheidungen Auswirkungen auf andere haben: Wenn wir falsche Entscheidungen treffen müssen es andere oft mit ausbaden. Wenn beispielsweise ein Unternehmer falsche Entscheidungen trifft und seinen Betrieb ruiniert, verlieren seine Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz – obwohl sie nichts dafür können. Wenn ein Vater aus Freundschaft/Loyalität immer anderen Menschen hilft oder nur seinen eigenen Hobbys nachgeht, anstatt öfters bei seiner Familie zu sein, verlieren seine Kinder und seine Frau eine wichtige Bezugsperson – obwohl sie nichts dafür können. Wenn ein Familienvater oder seine Frau fremd gehen und ihre Ehe zerstören, verlieren ihre Kinder – obwohl sie nichts dafür können. Deshalb stehen wir – jeder von uns – in der Verantwortung für unsere Entscheidungen und Wege. Wir haben nicht nur uns selbst, sondern auch Gott und anderen gegenüber die Pflicht, weise Entscheidungen zu treffen und richtige Wege zu gehen. Gott nimmt das sehr ernst. Auch die von unseren Entscheidungen Betroffenen werden entsprechend reagieren. Vielleicht wie Davids Männer hier in Vers 6a: Und David geriet in große Bedrängnis, weil die Leute ihn steinigen wollten; denn die Seele des ganzen Volks war erbittert, ein jeder wegen seiner Söhne und Töchter. Davids Männer waren außer sich! Sie wenden sich gegen David. Verständlich. Sie hatten ihre Frauen und Töchter verloren! Aber wie soll David jetzt reagieren? Ich versuche mir das vorzustellen, wie ich eines Tages wieder nach Hause komme und das Gemeindehaus ist abgebrannt und meine Familie entführt. Ein schrecklicher Gedanke – auch ich würde einen Schuldigen suchen. Darin sind wir Menschen meist alle Meister. Jetzt leben wir in einem Land, in dem – Gott sei Dank – seit über siebzig Jahren äußerer Friede herrscht. Aber was könnte es bei uns sein? Vielleicht ist es eine Situation auf der Arbeit, wo etwas mächtig schief lief und Du mit schuld bist. Oder es gibt Spannungen in Eurer Ehe oder in der Familie? – Wer ist schuld? Es ist immer leicht, einen Schuldigen zu finden, auf den man dann einprügelt. In unserer heutigen Geschichte ist es David. Ich kann die Vorwürfe richtig hören: „Das war doch eh eine Schnapsidee, sich mit Achisch zusammenzutun.“ „Wir fanden es schon immer falsch, unsere Brüder anzugreifen und jetzt siehst Du, was wir davon haben!“ „Wären wir doch bloß einem anderen Anführer gefolgt!“ „Wenn Du nicht gewesen wärst, wären unsere Familien noch bei uns!“ Dabei hat doch auch David seine Familie und sein Besitz verloren. Ihm ergeht es ja nicht besser. Vermutlich ist er selbst total verzweifelt und wird jetzt auch noch von seinen engsten Vertrauten angegangen. Auch etwas, das oft so ist: Wir stecken selbst in einer großen Not, wissen selbst, wo wir unseren Teil zu dem Schlamassel beigetragen haben und bekommen zu allem Überfluss auch noch von Außen Druck. 26.02.2017 | Chrischona Altheim/Alb | 1. Samuel 30 | S. 2/4 Keine einfache Situation für David. Wie kann man in solch einer Situation reagieren? Manche ziehen sich in sich selbst zurück und sind wie gelähmt. Andere schlagen zurück, beginnen sich zu verteidigen und schalten auf Gegenangriff. Was für ein Typ bist Du? Und die zweite Frage ist: Wie können wir in solch einer Situation geistlich gut reagieren? Schauen wir einmal, was David tut: Es ist nur ein Halbsatz am Ende von Vers 6, aber es ist die zentrale Aussage unseres gesamten heutigen Textes: David aber stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott! (2x) David ist mit seinem Latein am Ende. Er weiß, dass jetzt nur noch Gott helfen kann – er ist seine Zuflucht und Hilfe. Wir lesen das auch immer wieder in seinen Psalmen: David flüchtet sich in schwierigen Situationen zu Gott und erwartet von dort Hilfe und Schutz. Beispielsweise in Psalm 3: Als David später vor seinem Sohn Absalom fliehen muss, schreibt er folgende Zeilen : Ach, HERR, wie sind meiner Feinde so viel und erheben sich so viele wider mich! … Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor. Ich rufe mit meiner Stimme zum HERRN, so erhört er mich von seinem heiligen Berge. … Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden, die sich ringsum wider mich legen. … Bei dem HERRN findet man Hilfe. (V. 2.4-5.7.9) Auch in den anderen Psalmen ist es immer wieder dasselbe Muster – David klammert sich in schwierigen Situationen an seinen Gott, von dem er weiß, dass er von dort Hilfe bekommt. Nicht nur in den Psalmen ist es so. Es ist ein roter Faden, der die gesamte biblische Geschichte durchzieht und auch in dem apokryphen Buch Jesus Sirach lesen wir beispielsweise in 32,24b: wer dem Herrn vertraut, dem wird nichts fehlen. Machen wir das auch? Rennen wir auch als erstes zu unserem Gott, wenn die Stürme des Lebens anfangen zu tosen? Für David scheint, sich an Gott zu wenden, sein erster Gedanke zu sein. Wieso ist das bei uns oft nicht so? Ich habe mal vier Gründe zusammengeschrieben: 1) Wir bilden uns ein, es selbst hinzubekommen. Wir versuchen, das Problem allein in den Griff zu bekommen und erst, wenn gar nichts anders mehr hilft, kommen wir auf die Idee, zu beten. Gott ist für uns ein letzter Notnagel, aber wir sind in unserem Alltag nicht wirklich mit ihm unterwegs und machen uns nicht völlig von ihm abhängig. Dabei könnte es so einfach sein. 2) Wir trauen uns nicht, Gott mit unserer Not zu belästigen. Manchmal denken wir, dass Gott sich gar nicht für unsere Belange interessiert. Dabei lesen wir von Jesus, dass Gott sogar unsere Haare auf dem Kopf gezählt hat (Mt 10,30). Wenn ihn selbst dieses Detail unseres Lebens interessiert, wie viel mehr dann, was uns aktuell bedrängt und beschäftigt. Er möchte uns gerne helfen. 3) Wir trauen Gott nicht zu, dass er wirklich helfen kann. Vielleicht haben wir schon die Erfahrung gemacht, dass wir Gott um Hilfe gebeten haben und er nicht geholfen hat – zumindest nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten. Doch das heißt ja noch lange nicht, dass er es nicht kann. Manchmal sind es gute Gründe – auch, wenn wir es nicht verstehen –, wieso Gott nicht so eingreift, wie wir es gern hätten. 4) Es ist uns peinlich und wir schämen uns selbst vor Gott. Das ist vielleicht manchmal das größte Problem von uns Christen: Wir denken, wir können damit jetzt nicht zu Gott kommen, da wir versagt haben. Wir sind selbst schuld und haben vielleicht sogar bewusst gegen die Gebote Gottes verstoßen. Vielleicht ist es schon zum dritten, zehnten oder hundertsten Mal derselbe Fehler. – Aber wisst Ihr 26.02.2017 | Chrischona Altheim/Alb | 1. Samuel 30 | S. 3/4 was, das ist ganz egal. Wichtig für Gott ist, dass wir zu ihm kommen. Wir brauchen uns vor ihm nicht zu schämen. Er weiß es eh schon und es hat nichts an seiner Liebe zu uns geändert und nichts kann jemals etwas daran ändern. Ich wünsche uns den Mut, in allen schwierigen Situationen es genauso zu machen wie David: Rennt in Eurer Not als allererstes zu Gott. Und was passierte in der Gegenwart Gottes? David hatte sich zurückgezogen und sein ganzes Herz Gott ausgeschüttet: Die Trauer über seinen eigenen Verlust, den Frust über sein eigenes Versagen und der Unmut seiner Männer ihm gegenüber. Und dann wurde David gestärkt. Er bekam neue Kraft. Nach dieser Begegnung konnte er wieder selbstbewusst vor seine Männer stehen und sie trotz der Krise mutig anführen. Hier bei David schien es eine kurze Zeit gewesen zu sein, die er vor Gott verbrachte. Die Zeit drängte ja auch. Doch manchmal brauchen wir längere Zeit mit Gott, damit Gott an uns arbeiten und neu stärken kann. Dann dürfen wir die Geduld nicht verlieren. Doch wichtig ist, an der Stelle nicht hängen zu bleiben. Erfrischt durch die Begegnung mit Gott, wurde David wieder aktiv. Er befragte Gott, was er tun soll – den Amalekitern nachjagen oder nicht. Und Gott gab ihm die Zusage, dass er sie noch erwischen würde. Und so machen sich die Männer nochmal auf den Weg – dieses Mal um ihre Familien zu befreien und ihren Besitz zurückzuholen. Lest die Geschichte Zuhause mal nach, wenn ihr es noch nicht getan habt. Es ist spannend, wie die Männer in der Wüste „zufällig“ einen Mann treffen, der sie zu dem Versteck der Amalekiter führen kann und wie sie tatsächlich wieder alles und alle zurückbekommen. Ich bin mir sicher, dass David nicht den Mut gehabt hätte und die Männer sich hätten auch nicht weiter von David anführen lassen, wenn David nicht zu Gott gerannt wäre und ihn um Hilfe gebeten hätte. Lasst uns heute diese eine Sache von David lernen und diesen Halbsatz aus unserem heutigen Text mit nach Hause nehmen: David aber stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott! Also: Stärke auch Du Dich in dem Herrn, Deinem Gott. Amen. 26.02.2017 |
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