1 Mose 16,13
Text von Gaby Inglese, 44, Basel (CH), Mutter, Ehefrau, Mitarbeiterin im Team der Buchhandlung ARCHE
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Die Jahreslosung 2023 begleitet mich seit dem ersten Tag des neuen Jahres
Wir haben das Ritual, dass wir uns über Silvester mit einer befreundeten Familie treffen und jemand von uns einen Input zur neuen Jahreslosung für Kinder und Erwachsene vorbereitet. Letztes Jahr war mein Mann an der Reihe, den Input vorzubereiten. Ich hatte dazu passend Karten mit dem Vers darauf mitgebracht, von der wir uns jeder eine als Erinnerung aussuchen durften. Mein Mann gab jedem von uns ein grosses Blatt mit der Aufgabe, den Jahresvers darauf zu zeichnen und zu gestalten. Seitdem hängt mein Blatt bei uns zuhause. Auf diesem habe ich die Jahreslosung in Worten hingeschrieben und zusätzlich mit verschiedenen Bildern dargestellt, was sie für mich bedeutet. Darauf ist ein Auge, das zeigt, dass ich Gottes Augen nicht entgehe, ein Mund, der zeigt, dass Gott zu mir spricht, ein Weg, der mich erinnert, dass Gott meine Schritte sieht und lenkt, Herzen, die Gottes grosses Herz für mich darstellen, eine Hand, die sich mir entgegenstreckt und Mond und Sterne, die zeigen, wieviel höher Gottes Gedanken sind als meine.
Gesehen zu werden braucht Mut
Manchmal beunruhigt mich der Gedanke, dass Gott mich sieht. Wenn ich in einem Gespräch wieder einmal nicht den richtigen Ton getroffen habe, wenn ich unheilige Gedanken hege, wenn ich gar nicht frisch und fröhlich bin, dann möchte ich mich am liebsten vor Gott und der ganzen Welt verstecken. Manchmal möchte ich gar nicht gesehen werden. Manchmal ist es auch bequemer, nicht gesehen zu werden.
Gesehen zu werden braucht Mut. Es braucht Mut, zu seiner Meinung und zu seinen Überzeugungen zu stehen und diese auch vor Anderen zu vertreten.
Immer wieder durfte ich in diesem Jahr sehen, wie Gutes dadurch entstehen konnte, dass ich mich «sichtbar» gemacht habe.
Anfangs des Jahres war ich an einem Seminar und hatte dort mit einem beinahe ungeheizten Hotelzimmer zu kämpfen. Bei meiner Ankunft betrug die Zimmertemperatur 16°. Die Frage war: leide ich still vor mich hin und nehme die Kälte einfach hin oder werde ich aktiv und tue etwas dagegen? Alle, die mich kennen, wissen, wie unangenehm es mir ist, in einer Gruppe aufzufallen. Aber dort entschied ich mich dazu, mich «sichtbar» zu machen und meldete die defekte Heizung dem Verantwortlichen. Ich war erstaunt, wie viele Personen mich daraufhin auf meine mangelhafte Heizung ansprachen, Anteilnahme zeigten oder mir ihre Hilfe anboten. Ich fühlte mich durch die anderen Seminarteilnehmer gesehen und dadurch auch als «von Gott gesehen».
Gott ist interessiert an meinem Alltag
Gott interessieren anscheinend auch meine kleinen Alltagsprobleme. Nichts davon ist für ihn zu klein und unbedeutend oder «Nicht-der-Rede-wert». Gott hat meinem Mann und mir zwei Söhne geschenkt, von denen ich immer wieder gespiegelt bekomme, wie gross Gottes Interesse an mir sein muss. So wie ich mich für die Sorgen und Nöte meiner Kinder interessiere und mit ihnen leide, wenn es ihnen nicht gut geht, so interessiert sich Gott auch für mich und leidet mit mir, wenn ich leide. Was für ein Privileg!
Gott gebraucht Andere, um uns daran zu erinnern, dass er uns sieht
Seit einigen Jahren bin ich mit ein paar Frauen im Gebet für unsere Kinder unterwegs. In dieser Gruppe beten wir für alles, was unsere Kinder, unsere Familie oder die Schule der Kinder betrifft. Vor einigen Wochen konnte ich mich fast nicht mehr auf das Gebet konzentrieren, da meine Gedanken ständig um meine Probleme bei der Arbeit kreisten. Ich hatte mich in einem Sorgen-Karussell verrannt und fand keinen Ausweg daraus.
Als ich meine Freundinnen nach einer weiteren schlaflosen Nacht um Gebetsunterstützung bat, meldete sich eine von ihnen und fragte spontan, ob sie zu mir nachhause kommen solle zum Beten. Das war genau das, was ich mir heimlich gewünscht, aber niemandem gesagt hatte! Ich hatte nicht mehr die Kraft zum Beten, aber meine Glaubensschwester liess sich von Gott brauchen, um für mich zu beten. Sie trug mich und meine Sorgen vor Gott, so wie der Gelähmte von seinen Freunden zu Jesus getragen wurde (Lukas 5, 17-26).
Das war für mich ein riesiges Liebeszeichen von Gott. Ich merkte: Gott sieht hinter meine Wünsche und Nöte, er sieht meine heimliche Sehnsucht und reagiert darauf, bevor ich ihn darum bitte! So gross ist unser Gott, ich kann nur noch staunen.
Daran zu glauben, dass ICH für Gott wichtig bin, dass er wirklich MICH meint, wenn er sagt, dass er mich sieht, ist und bleibt ein riesiges Lernfeld für mich. Ich bin sein geliebtes Kind, seine geliebte Tochter und er sieht mich.
Ich wünsche mir und dir, dass wir jeden Tag Gottes Augen auf uns gerichtet sehen dürfen.
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