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Du bist ein Gott, der mich sieht (5)

Aktualisiert: 8. Okt. 2023

Text: Florian Bockholt/Anna Davydova


Lieber Leser/in,

„Du bist ein Gott, der mich sieht“, das ist die aktuelle Jahreslosung.

Was löst dieser Satz bei dir aus?

Im Laufe meines Lebens hat dieser Satz viele verschiedene Reaktionen bei mir ausgelöst.

Als ich 6 Jahre alt war und mein Vater mich und unsere Familie verlassen hat, war es ein sicherer Rückzugsort, eine Festung.

Als ich älter und in der Schule gemobbt wurde, kaum Freunde hatte und die unregelmäßigen Besuche meines Vaters vollkommen aufgehört haben, war es eine Hoffnung.

Unser Bild von Gott definiert, wie wir ihn sehen und wie wir seine Liebe erleben.

In meiner Jugendzeit, als sich nach über 10 Jahren beten nichts an der Beziehung mit meinem Vater verändert hat, als Schule für mich zu einem furchtbaren Ort geworden war an dem ich auch nur gemobbt und ausgestoßen wurde. Nachdem ich von dem Jugendpastor meiner Gemeinde „abgelehnt“ wurde, weil ich damals in meiner Metalphase mit Springerstiefeln und Ledermantel zur Gemeinde gekommen bin, fühlte sich Gott für mich zunehmend ablehnender.

Als ich in meinen frühen 20ern große Schwierigkeiten in meiner Ausbildung hatte, wurde ich zunehmend hoffnungsloser und bin nach und nach Cannabis- und Pornographiesüchtig geworden und entwickelte eine Depression, da ich aus lang erlebter Ablehnung und Mobbing zynisch geworden bin und harte Kritik an einem meiner Meinung nach dysfunktionalen System übte. Dies führte dazu, dass ich von den meisten Klassenlehrern und Mitschülern abgelehnt wurde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mehr aus Gewohnheit gebetet, aber seine Anweisungen für ein gutes Leben habe ich abgelehnt. Ich war der Meinung, dass ich es lange genug auf seine Weise probiert habe. Gott habe ich in dieser Zeit als machtlos gesehen.

Als ich mit Mitte 20 nach Berlin zog und dort wieder zur Gemeinde ging, hatte ich vor neu anzufangen. Ich wollte neu mit Gott durchstarten, aber meine Süchte und Depressionen hatten mich fest im Griff. Aufgrund meiner Verletzungen war ich kaum in der Lage tragfähige Beziehungen einzugehen. Ich habe immer wieder versucht zu Gott zu kommen, zu dem Glauben, der in meiner Kindheit und frühen Jugend so selbstverständlich war, aber durch die Mauern aus Verletzungen unerreichbar geworden ist und so erlebte ich Gott als ablehnend und lieblos und sogar als fehlerhaft.

Erst als ich nach einer schweren Krankheit in deren Verlauf ich am Herzen operiert werden musste, eine künstliche Herzklappe, und ein Jahr später auch einen Herzschrittmacher bekam, konnte ich mir langsam eingestehen, dass ich selbst nicht in der Lage bin mein Leben zu managen. Zu diesem Zeitpunkt habe gemerkt das ich Gottes Liebe und Fürsorge in meinem Leben brauche. Im Oktober 2022 habe ich mich erneut taufen lassen und erlebe seitdem Gott zum ersten Mal in meinem Leben als guten Vater. Ich habe mich entschieden wieder zurück in Gottes Arme zu laufen, ihm zu gestatten mich zurechtzuweisen und meine Wunden zu heilen. Dieser Prozess ist schmerzhaft und manchmal möchte ich gerne wegrennen, aber ich weiß heute das ich selbst kein Leben führen kann, dass mich erfüllt. Meine Bestimmung ist es einem Gott nachzufolgen, der mich so sieht wie ich bin und genauso liebt und akzeptiert, wie ich bin und wie er mich geschaffen hat.

Wer sieht dich? Was sieht Gott, wenn er dich ansieht?




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