Text und Bild: Daniel Häsler, Sozialdiakon, Kirchgemeinde Thomas, Basel (CH)
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Dieser Vers spricht mir aus dem Herzen, nicht erst, seit die Jahreslosung auf dem Tisch liegt. Nein, schon viele Jahre begleitet er mich durch die Stille. Ohne Worte lasse ich ihn meditativ und bildhaft auf mich wirken. Ich mache mir bewusst: GOTT IST DA, von allen Seiten umgibt er mich und hält seine Hand über mir. Ich mache mir bewusst: ER IST DA, und schaut mich an, liebevoll, wertschätzend, ohne Erwartung, einfach so, weil er mich gerne hat. Warum ich das mache und dabei nicht müde werde…?
Nun ja, der Hauptgrund liegt darin, dass es mir schlicht und einfach „guttut“. Sein DA-SEIN tut mir gut. Ich kann zur Ruhe kommen, ich kann mein unruhiges Herz, die springenden Gedanken in seine Gegenwart bringen. Ich kann die Sorgen des Alltags in seine Hände legen und darf erleben, wie Ängste ihre Macht verlieren. Ich muss für einen Moment nichts leisten, nichts tun, nichts vorweisen oder beweisen, sondern darf sein, so wie mir gerade zumute ist, wie ich mich fühle und bin.
Manchmal sind es 5 Minuten, manchmal 10 oder 15 Minuten, ein kurzer Moment nur, doch er reicht. Mein Herz hat sich geweitet und ich bin bereit mit ihm über die Welt, das Leben und meinen ganz normalen Alltag zu reden. Er ist da und hört mir zu, uneingeschränkt und vorbehaltlos. Dabei hilft mir der Gedanke, dass er mich sieht, alles sieht oder vielmehr um alles „weiß“. Da gibt es nichts zu verstecken, zu verbergen. Gott sieht in meine tiefsten Abgründe und das tröstet mich. Ich weiß – er hat alle Dunkelheit durchlebt. Er versteht mich und begleitet mich in allen Auf und Abs.
Persönlich bin ich überzeugt, dass dieser Vers zutiefst mein (und auch dein) Grundbedürfnis anspricht: nämlich „vorbehaltlos geliebt zu werden, geliebt zu sein“. Ohne Liebe verhungern wir, ohne Liebe sind wir einsam und tappen verloren durchs Leben. Wie wertvoll ist darum Gottes liebender Blick.
Da ist „Jemand“, der mich sieht, der mich „wahrnimmt“, dem ich nicht egal bin, sondern der mich uneingeschränkt liebt und sich vorbehaltlos auf mich einlässt. Er hält mich aus, auch wenn ich unmöglich bin. Er steht zu mir, wenn andere nicht Gutes mehr an mir finden. Er bleibt bei mir, wenn ich mich selber verlassen möchte.
Kurzum, es kann in mir hudeln und stürmen, das Fundament, auf dem ich stehe, kann nichts und niemand zerstören. Gott ist mit mir, komme was wolle.
Am Anfang des Jahres schrieb ich ein Gebet, das ich hin und wieder in der Stille bewege. Es sind Worte, die mir zu Herzen gehen. Darum bete ich es langsam und lasse jeden Satz einzeln auf mich wirken. Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit für dich. Ich bin mir auf jedenfalls sicher, Gott wird geheimnisvoll das Seine tun.
Du bist ein Gott, der mich sieht…
Du siehst mich so, wie ich bin: dein Ebenbild siehst du in mir…
Du siehst in mein Herz, was mich beschäftigt und bewegt…
Du schaust mich mit liebevoll, leuchtenden Augen an…
Du schaust mich an, voller Freude…
Herr, ich danke dir für deinen liebenden, gütigen Blick. Amen
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